Duo Kirchnermetzger - Die Programme
Diesmal haben sich die beiden jungen Herren ein schillerndes Panoptikum der Musik- und Sagenwelt des Nordens vorgenommen.
Beschworen werden Götter- und Menschenschicksale in Kunst- und Volksliedern, in Balladen und Texten; zudem präsentieren wir Ihnen nichts Geringeres als eine Kurzfassung von Wagners Ring des Nibelungen für zwei Stimmbänder und sechs Gitarrensaiten.
Wenn nun noch Thor seinen Hammer ruhen lässt, steht einem im wahrsten Sinne des Wortes explosiven Liederabend bei Tenorschmelz und poetischem Gitarrenklang auch open air nichts im Weg.
Deutsche Chansons und Schlager aus dem 20. Jahrhundert – Bredemeyer, Dessau/Brecht und Hits des deutschen Tonfilms
Ob man es nun besucht hat oder nicht: Welche Sehnsüchte weckt allein der Name der Stadt im Nordmann. Hier kristallisiert sich der Drang nach Italien, dem Süden. Ja vielleicht die Sehnsucht schlechthin.
Nicht nur die Sonne, auch die Musik hat es gut gemeint mit der Stadt am Vesuv: Sie darf sich durchaus Wiege der Oper nennen. Mit der Canzone Napoletana stellt sie die einflussreichste Volksmusik Italiens und mit Enrico Caruso den schillerndsten Namen am Opernhimmel. Mal abgesehen von all dem: Der Neapolitanische Sextakkord! Liebling aller Harmonielehrer. Welche Stadt darf sich denn noch rühmen, dass gleich ein ganzer Akkord nach ihr benannt wurde?
Unternommen wird diese musikalische Stadtwanderung nicht von waschechten Neapolitanern, sondern vom durchaus deutschelnden duo kirchnermetzger. Die beiden kennen sich vielleicht mit dem kniffligen neapolitanischen Dialekt weniger gut aus, dafür umso mehr mit sehnsuchtsvoller Hingabe und geistreich-unterhaltsamer Programmwahl. Ein schöner Tenor und eine gezupfte Begleitung sind für ein solches Repertoire jedenfalls das einzig richtige Instrumentarium.
Aber taugen die Musiker hierzu? Denn als Nicht-Italiener Canzoni singen: Das bleibt Zitat.
Und deshalb will das duo kirchnermetzger nicht nur mit Italienischem die Sehnsucht des Publikums anheizen, sondern auch mit deutschen Dichtern, Komponisten, Schriftstellern und Schlagersängern nach dem sonnigeren Leben jenseits der Alpen lechzen. Das Ganze wird wie immer mit so voll Inbrunst und Geistesreichtum präsentiert, dass am Ende nur noch der beifällige Seufzer bleibt:
Neapel sehen, duo kirchnermetzger hören und sterben!
Musik und Texte von, für und über Frauen
Warum gibt es mehr Komponisten als Komponistinnen? Weil es ungleich inspirierender ist über Frauen zu dichten als über Männer!
Dieses Programm stellt und klärt Geschlechterfragen - mal mit, mal ohne Augenzwinkern. Der Bogen wird gespannt von Beethovens „Adelaide“ bis zu "Angie" der Rolling Stones. Dazwischen hören wir den Lebensbericht einer hochbegabten, westfälischen Bauerntochter, und als besonderen Leckerbissen minimalistisch-witzige Vertonungen der feinsinnigen Gedichte von Lotte Ingrisch über sexuelle Sonderfälle. Kostprobe:
„Herr Meier ist ein Sodomit; darum nimmt er auf Schritt und Tritt einen Maikäfer mit.“
Franz Schubert: Die schöne Müllerin, op. 25 (1823)
Eine moderierte, halbszenische Aufführung des Liederzyklus nach den „nachgelassenen Gedichten aus den Papieren eines reisenden Waldhornisten“ von Wilhelm Müller (1821)
Die kirchnermetzgersche Interpretation der schönen Müllerin ist eine wahrlich neue und hörenswerte Version des berühmten Zyklus. Das Duo wagt eine Deutung, die sich ganz auf die Gratwanderung zwischen Müllerscher Ironie und Schubertscher Seelentiefe einlässt.
Natürlich ist das Klavier bzw. der Hammerflügel das optimale Instrument für eine Aufführung dieser Lieder, dennoch gewinnt das Werk dank der Gitarre in mancher Hinsicht.
So wirken die volksliedhaften Passagen überzeugender auf den schlichten sechs Gitarrensaiten als auf einem Instrument, dessen schiere Masse schon im Widerspruch zu jeder Naivität steht. Auch steht dem romantisch-verliebten Müllersburschen die ländliche „Zupfgeige“ wohl besser an als das bürgerliche Klavier.
Wie dem auch sei, eines ist sicher:
Die Gitarre kann sich hier von ihrer schönsten Seite präsentieren und verbindet sich ideal mit der Gesangsstimme.
Dieser Umstand – zusammen mit der Grossartigkeit des Werks sowie der famosen Darbietung - wird dem Musikfreund Anlass genug sein, sich diesen Abend nicht entgehen zu lassen.
Dieses Programm ist dem Volkslied im weiteren Sinne gewidmet. Zum Zuge kommen auf der einen Seite Arrangements traditioneller Lieder durch bekannte Komponisten: Benjamin Britten für England, Mátyás Seiber für Frankreich und Manuel Garcia Lorca für Spanien. Daneben erklingen jiddische Lieder von Mordechaj Gebirtig, die so tönen, wie man sich Volkslieder eben vérstellt – auch wenn sich hier der Begriff „Volk“ nur schwer unterbringe lässt. Ebenfalls nicht ganz koscher sind „Wiener Lieder“ in diesem Rahmen – und doch haben die ungemein populären und süffigen Melodien von Benatzky, Stolz und Konsorten den Status von Volksliedern erlangt.
Das neueste Programm ist dem Lande der Toreros gewidmet. Der Tenor, mal schmelzend, mal schmetternd, und sechs Gitarrensaiten, mal weh¬mütig, mal tänzerisch-virtuos, präsentieren spanische Lieder von Liebe und Eifersucht, von über¬schäumender Lebensfreude bis zu Verzweiflung und Tod: Welche Musik lotet die leidenschaftlichen Grenzen bedingungsloser aus?
Nach guter kirchnermetzger’scher Sitte kommt dabei natürlich auch das Leichte und der Blick von aussen nicht zu kurz. So werden auch Donna Clara und die schöne Isabella von Kastilien grüssen. Mitte August liegt Spanien jedenfalls am Murtensee: ¡Olé!